Messung der Beweglichkeit von Ionenclustern unter Benutzung des 20ms-Isomers 24mNa
als Tracer
Diplomarbeit
von Bernhard Abmayr
Januar 1989
Technische Universität München,
Fachbereich Physik
Institut
E17, Prof. Dr. H. Morinaga
Garching
b. München
Zusammenfassung
Im Rahmen dieser Arbeit wurde eine neue Tracer-Methode entwickelt, die
mit einer extrem
kurzen Tracer-Halbwertszeit von nur 20ms die
Möglichkeit bietet, Bewegungen von
Na+-Ionen im Geschwindigkeitsbereich von
einigen m/s nachzuweisen. Ein großer Vorteil
des hier benutzten Tracers ist, daß die 24mNa-Kerne als Tracerisotope nicht direkt erzeugt werden müssen, sondern aus 24Ne durch einen
β--Zerfall mit einer Halbwertszeit von 3.38min entstehen und ab diesem Zeitpunkt bis
zur Rekombination positiv geladen sind. Dadurch bewegen sich die 24mNa+-Ionen in einem elektrischen Feld. Die
Geschwindigkeit der Ionen kann über die Änderung der Rate der in einem Detektor
nachgewiesenen Gammaquanten vom
Zerfall des isomeren Zustands berechnet werden. Auf
diese Weise wurden die
Beweglichkeiten der Natriumionen in reinem, gasförmigen Neon gemessen. Dabei stellte sich heraus, daß die Ionenbeweglichkeit
stark von der Konzentration des Wasserdampfes
im Gas bzw. Gasgemisch abhängt, da die Wassermoleküle selbst bei weniger als einem Promill
Wasserdampfanteil so schnell mit den Natriumionen
Cluster bilden, daß die Geschwindigkeit
der Ionen schon während der ersten Millisekunden nach ihrer Entstehung drastisch verringert wird. Bei Beweglichkeitsmessungen
in Gasmischungen von Neon mit Argon,
Helium, Stickstoff, und Kohlendioxid wurde gezeigt, daß die Anwesenheit von Wasserdampf je nach Gassorte unterschiedliche
Einflüsse auf die Ionenbeweglichkeit hat: Während bei
Argon und Stickstoff die Beweglichkeit in der Mischung mit durch Wasserdampf verunreinigtem Neon dem von der Theorie
vorhergesagten Wert für Gasmischungen
entsprach, waren die Wassercluster beim Helium größer und somit die
Beweglichkeit kleiner als erwartet, da
die Cluster durch Stöße mit den leichten Heliumatomen nicht so leicht zerstört werden können wie durch Stöße
mit den anderen, schwereren Atomen oder
Molekülen. Bei der Mischung von Neon mit Kohlendioxid war die Beweglichkeit der
Natriumionen jedoch größer als vermutet, weil durch die
Bildung der Cluster mit den Wassermolekülen
die Bildung von Clustern mit Kohlendioxidmolekülen wegen der kleineren Bindungsenergie unterbunden war. Ferner
konnte exemplarisch an verschiedenen Mischungen von Neon mit Ethanoldampf
gezeigt werden, daß die Methode geeignet ist, die Änderung der Ionenbeweglichkeit mit dem
Mischungsverhältnis in Übereinstimmung mit
der Theorie mit hinreichender Genauigkeit zu messen.
Um die Anwendbarkeit der Tracermethode zur
Untersuchung der Bildung von größeren Clustern oder Tröpfchen in Gassystemen in der
Nähe des Kondensations- oder des kritischen Punktes zu prüfen, wurde in der
sensitiven Zone einer Diffusionsnebelkammer nach solch einer Clusterbildung
gesucht. Dazu wurde in einem "Fließgleichgewicht" für längere Zeit eine Zone mit
übersättigtem Ethanoldampf erzeugt und die Geschwindigkeit der Ionen in diesem Gebiet
gemessen. Es zeigte sich, daß die Beweglichkeit der Ionen so stark sank, daß man diesen
Effekt nur auf die Bildung von größeren Clustern zurückführen kann.